3. Oktober 1990. Der Spruch ‘Wir sind ein Volk‘ stammt vom Oktober Vorjahres.
Stimmt das? Ist es 22 Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung immer noch richtig? Sind wir wirklich ein Volk? Und wer ist alles mit diesem ‘wir’ gemeint? Die Wessis und die Ossis? Die, mit der deutschen Staatsangehörigkeit? All die, die unabhängig von Staatsangehörigkeit, hier wohnen und arbeiten, kurzum leben? Schliesst das auch die Gastarbeiter, die jede Seite in die BRD mitgebracht hat, ein? Denn jede Seite hatte welche, und jede Seite ging irgendwie mit denen um. Aber was passiert wenn sich die Seiten annähern und ihre Ausländer mit unseren Ausländer zusammen kommen? In welcher Hierarchie steht ein Wessi-Turke zu einem Ossi-Chinesen? Ein Wessi-Grieche zu einem Ossi-Polen? Oder ist alles wirklich inzwischen ein Volk und es gibt darin keine Hierarchie, kein Grund für solche Überlegungen, mehr? Hat die Europäische Union und das Euro unter Umstände solche Fragen längst obsolet gemacht, und so wie die nationalen Grenzen geöffnet sind, auch das nationale Denken gelockert? Die Antwort lautet meiner Meinung nach, ja und nein. Es gibt hier solche die so denken, und wiederum andere die es anders sehen.

Aber wie ist es zu erklären, wenn wir, in diesem Fall ‘die Ausländer’, verlangen dass die Deutschen uns als selbstverständliches und dazugehörendes Teil Ihres Lebens und Landes sehen, uns aber oft gleichzeitig von denen fern halten, von unser Sprache, Heimat und Kultur schwärmen und sie, die Deutschen, für ihr Anderssein belächeln?

Sind wir, ‘die Ausländer’ in der Fremde, unter Umstände nicht die schlimmeren und hartnäckigsten Nationalisten?

 

 

 

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