Warum ich aus dem Facebook ausgetreten bin? Tja. Es gab eine Zeit, in der man eher aus der Kirche oder der Gewerkschaft austrat. Eine Zeit als Foren und Blogs relativ neu waren. Als man sich an Kennenlernforen anonym anmeldete und auf “Freundschaften” jeder Art freute, manche davon anchatete und manche andere sogar traf. Bei allem was man tat, verlass man nur selten den Schutz der Anonymität. So war man frei von reelle Belange aber auch unter “sich”.

In den ersten Foren waren zwar immer wieder die gleiche Leute, nicht aber alle und das machte zum Teil den Charme aus. Natürlich gab es Leute die andere Interessen hatten, aber allein die Tatsache, dass die anderen auch im Blogger, WordPress oder flickr waren, unterschied sie von den anderen, die es nicht waren und es gab einem das Gefühl der Zusammenhörigkeit.
Die, die schreiben wollten, waren zusammen in Blogger. Die, die photographieren wollten, waren halt zusammen in flickr. Die, die nur jemanden Treffen wollten, aus welchem Grund auch immer – wobei es dort dann hauptsächlich um diese eine Sache ging- waren eben in den anderen Foren. Es kostete Geld, und so war man länger oder kürzer drin aber man wusste warum man es tat.

Und dann kam Facebook…

Es ist cool sagten die einen, es ist anders sagten die anderen, man findet Schulfreunde wieder sagten noch andere, und man kann mit Verwanden um die Welt kommunizieren. Hey stop… Ging das nicht auch früher? Ohne Facebook? Hat man vorher nicht die Möglichkeit zu kommunizieren, indem man angerufen, besucht oder E-Mails verschickt hat? Ja klar das ging auch, aber mit Facebook ist es viel einfacher, sagten die, die bei Facebook schon angemeldet waren. Und so zog es mich auch dahin. So suchte ich auch nach alten Schulfreunden, Kollegen, Familie etc. Ok nun sind wir drin. Und was macht man nun damit? Freundschaftsblummen durch Facebook Apps fröhlich an alle Freunde zu schicken. Was brachte das? Punkte. Punkte die man brauchte,  um mehr Blumen schicken zu können, aber nur dann, wenn die anderen sich auch in diesen Apps anmeldeten. Also hörte man bald wieder auf, virtuelle Blumen zu schicken. Ok, nun lass man was die anderen schrieben und kommentierte, wenn man was dazu zu sagen hatte. Auch cool. Fand man was Tolles, so schrieb man auch darüber. Dabei merkte man, man darf nicht mehr als ein paar Zeilen schreiben, denn dann musste man den Typ von Post auf Notiz wechseln. Hä? (Hessisches Fragewort mit zwei Buchstaben….) Ok dann lieber keine Notiz. Und so dümpelt man fröhlich vor sich hin, mit Photos, Posts, YouTube Links etc und baut man sich eine neue Persona auf. Noch eine zu den Bisherigen. Die anderen Personas waren anonym, diese ist komplett offen. Jeder, der dich kennt und nur nach deinem Namen sucht, kann dich finden. Cool denkst du, das wolltest du auch, gefunden werden. Jeder der mit dir befreundet ist, kann Dich in Photos taggen. Auch toll, so findest Du Dich wieder in alten Schulphotos. Schön. Schön? Ja… nur solange man herausfand… ah ich kann Werbung für meine tolle Veranstaltung machen, wenn ich ein Photo mit den Namen meiner Bekanntschaften tage. So kriegen sie es mit, und so lesen sie es. Denn wenn Du bei einem Photo getagt wirst, so kriegst Du eine Benachrichtigung. Am Anfang findest Du nichts dabei, liest Du worum es geht, und alles ist gut. Nun fängt aber einer darin was zu kommentieren und ein anderer antwortet und wiederum einer erwidert und so entsteht der erste Facebook-Bombaderment Deines E-Mail-Accounts mit Facebook Benachrichtigungen, die du wieder lesen und lösen musst.

Irgendwann machst Du den Fehler das Like Button einer Seite anzuklicken, oder Dich bei einem “Cause” zu interessieren, und peng… Du bist mittendrin in einem endlosen Kreis der Beschäftigung mit der Beschäftigung “Facebook”.

Aber wenn es nur der Kampf gegen einer vollen Mailbox wäre, so wäre die Sache vielleicht noch zu ertragen. Schliesslich gibt es Filtern und Regeln für Mail-Client-Apps, und auch die Möglichkeit Facebook zu sagen, was es Dir per E-Mail mitteilt, oder nicht.  Das was ich persönlich am wenigstens ertragen konnte, war die Tatsache, dass man über alles bescheid wusste. Kein Pups, der die anderen von sich gegeben haben, blieb ungesehen. Keine Peinlichkeit, die man von sich aus bekannt gab, wurde ungeachtet. Jeder sieht alles, und es gibt keine Möglichkeit – ausser man nutzt es als private Nachrichten App (und dafür gibt es bessere Apps wie zB ausgewachsene Mail-Programme) – zu definieren wer was sieht. Das bringt uns zu dem Punkt, wo wir uns entscheiden, was wir sharen und was nicht. Tun wir das was uns gefällt, so kriegen wir keine Kommentare. Schlimm für die Moral. Schauen wir was “Freunde” schreiben, müssen wir zugeben, dass wir die Sachen auch nicht gerade interessant finden. Und so brüten wir alle fröhlich vor uns hin, mit nichts sagenden, nicht kommentierenden Shared Informationen. Wir schreiben auch nichts Eigenes, denn Facebook ist nicht der richtige Ort dafür, bleiben aber in dieser Tretmühle, weil wir es mal cool gefunden haben, dort drin zu sein.

Ok, wer es noch cool findet, kann es ruhig weiter nutzen. Ich tue es nicht mehr, und habe weder die Nerven, noch die Zeit mich damit zu beschäftigen. Das ist das Schöne an die Freiheit einer freien Mitgliedschaft. Man muss sie eben nicht in Anspruch nehmen. Ciao Facebook. Ich werde Dich nicht vermissen.

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