Beim Wechsel vom Analog zu Digital, haben wir eventuell nicht nur den Röhrenfernseher raus geschmissen und einen Flachbildschirm gekauft. Auf langer Sicht haben wir auch vom fleißig zu faul gewechselt.

Ich meine, auch wenn in unserer digitalen Welt der Druck gut zu sein, immer größer wird, die Ziele mit jeder Errungenschaft immer weiter steigen, und um sie zu erreichen stetig mehr verlangt wird, was die Menschen theoretisch zu mehr Fleiß treiben könnte, die Bereitschaft sich lange und konsequent einer Sache bis zur Perfektion zu widmen, scheint immer mehr nach zu lassen.

Klar kommt uns es vor, als täten wir unglaublich mehr als unsere Väter und Mütter. Der Eindruck täuscht aber. Denn unsere Mütter hatten weder die Spülmaschine, noch den Trockner, ein Auto für die Besorgungen, regelmäßige Urlaubsreisen oder die Haushaltshilfe (natürlich unangemeldet und schwarz beschäftigt) die immer mehr zum Standard wird.

Und falls unsere Väter ausnahmsweise eine Büro-Tätigkeit nachgegangen sind, so hatten sie mehr zu schreiben, telefonieren, schleppen, abheften.

Doch wir denken, wir tun mehr, und der Gedanken allein hinterlässt ein Gefühl der Dauermüdigkeit. Wer mag schon fleißig sein, wenn er ausgepowert ist? Keiner.

Dazu kommt es, dass auch keiner mehr normal (also mittelmäßig) sein will. Normal  ist irgendwo in der Mitte. Klar gibt es auch in digital mehr Abstufungen, aber in unserem Kopf ist digital zum booleschen True/False mutiert. Normal ist also unserer Empfindung nach analog und keiner will mehr analog sein, digital ist chic, also entweder toll oder Null.

Toll will man sein, aber wie viel Zeit bleibt einem, an sich zu arbeiten? An sich arbeiten? Schon wieder ein analoger Prozess. Ah nein, für analog haben wir keine Zeit mehr. Da haben wir also den Salat. Wenn man Null Zeit dafür hat, wie viel Arbeit kann man in Null Zeit errichten? Null. Beim Wechsel vom Analog zu Digital, haben wir eventuell langfristig vom fleißig zu faul gewechselt? Meiner Meinung nach, ja. Wenn es von vornherein klar ist, dass wir keine Arbeit errichten können, fangen wir damit erst gar nicht an. Wenn uns keine Etappen sinnvoll erscheinen, wollen wir gleich das Beste erreichen, schaffen wir es logischerweise nicht, entmutigen wir uns sofort.

Schade eigentlich, denn wenn wir überhaupt unsere Bemühungen an irgendeinen Bereich konzentriert hätten, und uns eine paar Minuten, Tage, Monate oder Jahre länger mit einem Thema beschäftigen und weiterbilden würden, so würden wir definitiv danach einen guten digitalen Zustand erreicht, womit wir eventuell weitere digitale oder analoge Dinge machen könnten, die wir vorher nie für möglich gehalten hätten.
Was? Ob ‘möglich’ digital oder analog ist? Oh… möglich ist digital. Es gibt nicht ein bisschen möglich, oder etwas mehr möglich. Ah wenn es so ist, dann ist alles in Ordnung, und wir liegen man wieder voll im Trend ;) Voll Digital, voll heiße Luft und Null Bock (digitaler Ausdruck des analogen Dauerzustands vom Faul sein).

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